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27. August 2018

Das erste Mal, dass ich nicht wählen ging #100Wörter

Titel: VOX
Autorin: Christina Dalcher
Verlag: S. Fischer
Seitenzahl: 400
Preis: 20,00€ (Hardcover)
Inhalt: Stell dir vor, du darfst ab Morgen nur noch 100 Wörter pro Tag sprechen. Du darfst nicht mehr arbeiten und musst dabei zusehen, wie deine Tochter nicht mehr lesen und schreiben lernt. 
Die neue Regierung in den USA ordnet an, dass Frauen ab sofort nicht mehr als hundert Worte am Tag sprechen dürfen. Jean beginnt alle Männer um sich herum zu hassen. Wildfremde, ihren Ehemann und sogar ihre Söhne. Sie beginnt sich gegen das System zu wehren. Doch das ist natürlich nicht ungefährlich...

Zitate:
"Sollten sich die Dinge je wieder normalisieren, werden die vermutlich die uralte Ausrede benutzen: Ich habe nur Befehle befolgt." Wo haben wir das schon mal gehört?

"Vielleicht ist es bei den Nazis in Deutschland genauso gelaufen, bei den Serben in Bosnien, bei den Hutus in Ruanda. Ich habe mir oft überlegt, wie sich Kinder in Monster verwandeln, wie sie lernen können, dass Töten richtig ist und Unterdrückung gerecht..."


Vielen Dank an den Fischer Verlag, dass ich dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen durfte, und nun meine Meinung dazu teilen kann!
Meine Meinung zum Inhalt:

Jean ist die Mutter von 4 Kindern, 3 Söhnen und einer kleinen Tochter. Die Beziehung zu ihrem Ehemann ist schon seit einigen Jahren schwierig und hat sich mit dem neuen Gesetz noch verschlechtert. Am Anfang des Buches gibt es viele Rückblenden, wodurch man die Situation in den USA besser versteht, allerdings wirken sie dort noch etwas zusammenhangslos und verwirrend. Trotzdem werden hier durch Jeans Schulfreundin Jackie viele wichtigen Sachen gesagt und Jeans Verzweiflung kommt noch mehr zum Vorschein. Doch die Rückblicke und der langsame Einstieg haben es mir etwas schwer gemacht in die Geschichte rein zu kommen. Anfangs passiert nicht wirklich viel und auch der Schreibstil ist recht emotionslos. Trotzdem musste ich auch wenn ich gerade nicht gelesen habe immer wieder über das Buch nachdenken, da es so realistisch geschrieben ist und Jeans Wut und Verzweiflung so deutlich darstellt. Doch andere Gefühle und Spannung haben mir weiterhin sehr lange gefehlt. Auch Jean ist am Anfang sehr passiv, was aber anderseits auch zu einer tollen Entwicklung des Charakters führt. Oft erinnert das Buch an die Nazis, und es gibt auch einige Anspielungen dazu, wodurch das Verhalten der Charaktere noch viel realistischer wird. Insgesamt hat mir die Idee super gefallen, der Schreibstil leider nicht so wirklich. Doch andererseits muss ich sagen, dass das Buch so realer wurde weshalb mir der Schreibstil in gewisser Weise auch gefallen hat. (Zumindest im Nachhinein 😅😉)

Zur Gestaltung:
Mir gefällt das schlichte Cover extrem gut und auch die Werbung, die man überall auf Social Media zu dem Buch sieht, finde ich sehr ansprechend. Die Gestaltung passt sehr gut zum Inhalt, weshalb ich die sehr gut gelungen finde.

Fazit:
Ich hätte mir Stellenweise gewünscht, dass es etwas emotionaler und spannender ist und Jean uns mehr an sich heran gelassen hätte. Das hätte das Buch für mich nochmal um einiges besser gemacht und ich hätte mehr Spaß am lesen gehabt. Trotzdem kann ich es jedem empfehlen, aber es ist eben kein Jugendroman oder die klassische Dystopie, sondern eher "erwachsen" geschrieben. Aber jeder kann etwas aus diesem Buch mitnehmen und ich kann es mir auch sehr gut als Schullektüre vorstellen. Deshalb bekommt das Buch von mir 3,5/5 Sterne, allerdings würde die Idee der Geschichte fünf Sterne von mir bekommen.

Zitate von Goodreads:

“They won't kill us for the same reason they won't sanction abortions. We've turned into necessary evils, objects to be fucked and not heard.”
Christina Dalcher, Vox 

“My fault started two decades ago, the first time I didn't vote, the umpteen times I told Jackie I was too busy to go on one of her marches or make posters or call my congressmen.”
Christina Dalcher, Vox

Christina Dalcher selbst zum Buch:
"Obwohl ich VOX als Warnung geschrieben habe, wollte ich auch zeigen, wie sehr unsere Menschlichkeit von unserer Sprache abhängt. (…)
Ich würde mir wünschen, dass die Leser zwei Gedanken mitnehmen:
1.) Wie schnell kann sich die Welt verändern, wenn wir nicht aufpassen.
Und 2.) Wie essentiell ist das Geschenk der Spreche, dieses erstaunlich komplexe Vermögen, das wir so oft als selbstverständlich betrachten, für unsere Existenz."

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